20 Jul Fachgespräch „Städtischer Raum und Radikalisierung“ – BAG RelEx
Bei dem digitalen Fachgespräch „Städtischer Raum und Radikalisierung“ der Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus (BAG RelEx) am 08. Juli 2021 war das Projekt Radikalisierende Räume durch einen Kurzvortrag von Sebastian Kurtenbach und Linda Schumilas vertreten. Inhaltlich wurde der Blick auf die räumliche Perspektive in der Radikalisierungsprävention gerichtet.
Sebastian Kurtenbach stellte zunächst Befunde der Radikalisierungsprävention dar. Deutlich wurde ein steigendes salafistisches Personenpotenzial in den Jahren von 2011 bis 2020. Zudem zeigt Sebastian Kurtenbach am Beispiel der Stadt Berlin, dass es eine räumliche Konzentration salafistischer Personen auf bestimmte Orte gibt. So ist das salafistische Personenpotenzial in Neukölln, Wedding und Reinickendorf zehn bis zwölf Mal so hoch wie beispielsweise in Marzahn oder Steglitz.
Im weiteren Verlauf wurden die aktuellen Befunde aus der Radikalisierungsforschung, vor allem Ansätze zur Erklärung von Radikalisierung, vorgestellt. Bezugnehmend auf die eingangs erwähnte Konzentration auf bestimmte Orte, stellt Sebastian Kurtenbach die Frage:
Wo bleibt der Raum bei der Analyse von Radikalisierung?
Bekannt ist, dass der Raum einen eigenständigen Effekt auf die Lebenschancen von Menschen hat, in der Radikalisierungsforschung wird der Raum als Einflussfaktor aber nahezu ausgeblendet und sich fast ausschließlich auf individuelle Merkmale bezogen. Dabei gibt es in der Kriminologie und der soziologischen Stadtforschung bereits bewährte Modelle zur Erklärung von Kontexteffekten. In der Radikalisierungsforschung sollte die räumliche Perspektive bei der Erklärung von Radikalisierung miteinbezogen werden und kann dann auch für die Prävention von Radikalisierung genutzt werden.
Im Anschluss wurde das Projekt Radikalisierende Räume, welches die eben benannte räumliche Perspektive bei der Erklärung und Prävention von Radikalisierung in den Fokus nimmt, von Linda Schumilas vorgestellt. Sie gab einen Überblick über das Vorhaben und den aktuellen Stand des Projektes und stellte die vier laufenden Teilstudien sowie die Öffentlichkeitsarbeit und den Transfer in die Praxis vor.
Anschließend daran wurden Einblicke in die Praxis der sozialräumlichen Präventionsarbeit durch einen Kurzbeitrag von Ahmed Al-Rashed und Jens Jakobs von VAJA e.V. sowie einen Impuls von Numan Özer vom Projekt 180 Grad Wenden gegeben.